Der Bindungsstil kann einen breiten Einfluss auf das gesamte Leben einer Person haben. Er entwickelt sich in der Kindheit aufgrund der Interaktionen mit den primären Bezugspersonen und beeinflusst dann die Art und Weise, wie eine Person in zwischenmenschlichen Beziehungen agiert. Hier sind einige Bereiche, auf die sich der Bindungsstil auswirkt:
1. Zwischenmenschliche Beziehungen:
Der Bindungsstil beeinflusst, wie eine Person sich in Liebesbeziehungen, Freundschaften und anderen engen Beziehungen verhält. Menschen mit einem sicheren Bindungsstil haben in der Regel leichter stabile und befriedigende Beziehungen, während Menschen mit unsicheren Bindungsstilen Schwierigkeiten haben könnten, Vertrauen aufzubauen oder emotionale Nähe zuzulassen.
Der Bindungsstil kann sich auch auf die Art und Weise auswirken, wie eine Person sich am Arbeitsplatz verhält und wie sie mit Kollegen und Vorgesetzten interagiert. Ein sicherer Bindungsstil kann dazu beitragen, konstruktive Arbeitsbeziehungen aufzubauen, während unsichere Bindungsstile zu Konflikten und Spannungen führen können.
2. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen:
Menschen mit einem unsicheren Bindungsstil hat oft eine Beeinträchtigung von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, da die ersten Erfahrungen mit Menschen, sprich als Kind, nicht ausschließlich positiv waren. Vielleicht wurde er für Fehler immer stark kritisiert oder betraft und nun fällt es ihm schwer, mit Selbstvertrauen durchs Leben zu gehen. Vielleicht aber hat sie die Erfahrung gemacht, für Liebe hart arbeiten zu müssen, fühlt sich nicht liebenswert, einfach nur so wie sie ist und leider unter einem Mangel an Selbstwertgefühl.
Jemand, der einen sicheren Bindungsstil hat, hat in der Regel die Möglichkeit gehabt in frühen Jahren Erfahrungen zu machen, in denen er oder sie seinen Selbstwert erfahren und sein Selbstvertrauen auf eine solide Basis setzen konnte.
3. Gefühle und emotionale Regulation:
Der Bindungsstil beeinflusst auch die Art und Weise, wie mit den eigenen Emotionen umgegangen wird und die Fähigkeit, sie zu regulieren. Menschen mit einem sicheren Bindungsstil können in der Regel ihre Emotionen besser verstehen und regulieren, besser mit Stress umgehen und ihre Gefühle angemessen ausdrücken. Menschen mit einem unsicher-ambivalenten Bindungsstil haben oft nicht gelernt sich alleine zu regulieren, brauchen andere Menschen dafür und hat somit auch oft Angst und Schwierigkeiten alleine zu sein. Andersherum, hat jemand ein unsicher-vermeidendes Bindungsverhalten, hat diese Person es nicht gelernt sich cozuregulieren, das heisst über einen anderen Menschen, und braucht für die emotionale Regulation Abstand von anderen Menschen. Diese Menschen gehen daher von in den Rückzug vom Partner oder anderen Menschen, wenn sie Probleme haben oder es ihnen nicht gut geht.
4. Elternschaft:
Eltern mit einem sicheren Bindungsstil haben in der Regel eine hohe Sensibilität für die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Kinder. Sie sind in der Lage, auf die Signale ihrer Kinder angemessen zu reagieren und fürsorgliche und unterstützende Beziehungen zu entwickeln. Ebenso können Eltern mit einem sicheren Bindungsstil Gefühle offen ausdrücken und ihren Kindern ein emotionales Vorbild sein. Sie ermutigen ihre Kinder, ihre Gefühle zu teilen, und unterstützen sie dabei, ihre Emotionen zu verstehen und zu regulieren. Eltern, die einen unsicheren Bindungsstil haben, könnten Schwierigkeiten haben, eine sichere Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. Beispielsweise könnten Eltern mit einem unsicher-ambivalenten Bindungsstil (auch Verlustangst oder Liebessucht) dazu neigen, ihre Kinder übermäßig zu kontrollieren oder ihre eigenen Bedürfnisse auf Kosten der Bedürfnisse ihrer Kinder zu priorisieren. Auf der anderen Seite, könnten Eltern mit einem unsicheren Bindungsstil, wie dem unsicher-vermeidenden oder desorganisierten Bindungsstil (auch Bindungsangst), Probleme haben, sich emotional auf ihre Kinder einzulassen. Sie könnten Distanz zu ihren Kindern halten oder Schwierigkeiten haben, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Haben wir ein unsicheres Bindungsverhalten geben wir das meinst an unsere Kinder weiter.
5. Persönliche Bedürfnisse:
Die Erfahrungen die wir als Kind machen, prägen stark wie unsere Palette an Bedürfnissen bestückt ist. Hat jemand beispielsweise in seiner Ursprungsfamilie eine Art von dysfunktionaler Beziehung erlebt, in der die Familienmitglieder so stark miteinander verflochten waren, dass es schwierig war, ihre eigenen Identitäten, Gefühle und Bedürfnisse voneinander zu unterscheiden, wird jemand als Erwachsener ein starkes Bedürfnis nach Freiheit haben. In der Regel sind davon betroffen der unsicher-vermeidenden oder desorganisierten Bindungsstil (auch Bindungsangst). Hat ein Mensch jedoch eher sehr viel Unvorhersehbarkeit und Unsicherheit in Kindheitserfahrungen gemacht, wird er als Erwachsener Vorhersehbarkeit, Sicherheit und Kontinuität suchen. Diese trifft in den meisten Fällen auf Menschen mit dem unsicher-ambivalenten oder desorganisierten Bindungsstil zu.
6. Umgang mit Stress, Herausforderungen und allgemeines Körperempfinden:
Der Bindungsstil kann beeinflussen, wie eine Person mit stressigen Situationen und Herausforderungen umgeht. Menschen mit einem sicheren Bindungsstil neigen dazu, eher Unterstützung von anderen zu suchen und besser mit Stress umzugehen, während Menschen mit unsicheren Bindungsstilen dazu neigen könnten, sich zurückzuziehen oder ungesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln. Einige Beispiele von diesen Bewältigungsmechanismen sind Klammern, Bedürftigkeit, Kontrollverhalten, Vermeidung, Überkompensation oder auch das Verweilen in einem dauerhaften Habachtmodus.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Bindungsstil nicht in Stein gemeißelt ist und sich im Laufe des Lebens ändern kann, besonders wenn eine Person sich bewusst mit ihren eigenen Mustern auseinandersetzt und daran arbeitet. Eine Therapie oder Coaching kann dabei hilfreich sein, um den Bindungsstil zu verstehen und positive Veränderungen herbeizuführen.
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