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Parentifizierung: Musstest du zu schnell erwachsen werden? Zu viel Verantwortung tragen?

Aktualisiert: 1. März 2024

Der familiäre Kontext:

Oft gibt es in einer Familie ein elterliches (parentifiziertes) Kind, das ein für sein Alter unangemessenes Maß an Verantwortung übernehmen muss. Damit hat es also keine Chance, die typischen kindlichen Rollen auszuleben. Der Begriff "Parentifizierung" leitet sich von "parentifizieren" ab, was bedeutet, dass das Kind in die Rolle eines Elternteils gedrängt wird oder freiwillig in diese Rolle schlüpft.


Es gibt verschiedene Gründe, warum Parentifizierung auftreten kann:


Abwesenheit oder Unfähigkeit der Eltern:

Wenn die Eltern aufgrund von psychischen Problemen, Sucht, körperlicher Abwesenheit oder anderen Umständen nicht in der Lage sind, angemessen für ihre Kinder zu sorgen, kann das Kind versuchen, die Lücke zu füllen, indem es sich um seine Geschwister oder sogar um die Eltern selbst kümmert.

Familiäre Verantwortung:

In manchen Kulturen oder Familien mit spezifischen Traditionen oder Normen werden ältere Geschwister oder Kinder erwartet, jüngere Geschwister zu versorgen und zu betreuen.

Emotionaler Missbrauch:

In einigen Fällen können Eltern ihre Kinder in die Rolle des "Elternersatzes" zwingen, indem sie emotionalen Druck auf das Kind ausüben, um ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.


Was macht es mit den Betroffenen?

In dieser Position macht das Kind eine ungesunde Bindungs- und Beziehungserfahrung schon im frühen Leben. Dies prägt den Bindungsstil des Menschens enorm. Das Kind

lernt, sehr anpassungsfähig zu sein, sehr gut durchzuhalten, sehr gut die Bedürfnisse anderer zu erfüllen, da in dieser Kindheitserfahrung die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt wurden. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch die Person einen vermeidenden Bindungsstil entwickelt, weil sie nicht darauf vertrauen konnte, dass seine Bedürfnisse in zwischenmenschlichen Beziehungen erfüllt werden würden. Mit diesem Bindungsverhalten geht die Person nun durchs Leben und nimmt den emotionalen Abdruck dieser frühen Erfahrung mit in die Beziehungen als Erwachsener.


Im Inneren handelt es sich oft um sehr sensible Menschen, die sich auch nach Liebe und Unterstützung sehnen. Doch ihre Zurückhaltung und die Stärke, mit der sie sich der Welt stellen, lassen sie anderen gegenüber so erscheinen, als könnte ihnen nichts etwas anhaben, als hätten sie alles im Griff und bräuchten nichts. Und diese Erfahrung verstärkt nur ihre ursprüngliche Verletzung, dass andere nicht auf ihre Bedürfnisse eingehen.


Der Ausweg aus dem Muster

Die Verwirrung des Gefühls "Ich bin immer für alle anderen da - warum sehen und unterstützen mich die anderen nicht?" kann für diese Menschen sehr real sein. Der Ausweg besteht darin, sich zu öffnen, seinen Schutz fallen zu lassen und zu lernen Bedürfnisse auszudrücken.


Alle Muster, die wir erlernt haben, weil es uns einmal nützlich war, heute aber vielleicht für Beziehungen als Erwachsener nicht mehr förderlich sind, können wir in heilen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um in Beziehungen neue, positive Erfahrungen machen zu können und die Art und Weise, wie wir Beziehungen bisher gelebt haben, zu transformieren. Wir können Beziehungsmuster durchbrechen.

 
 
 

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